Der Co-Trainer, nach dem Rauswurf von Andreas Bergmann über Nacht zum Chefcoach befördert, hat kein Problem damit, dass parallel zu seiner Inthronisierung die Suche nach einem neuen Coach bereits begonnen hat. Neitzel nutzte den Moment und ließ seinen Gedanken freien Lauf. „Ich glaube, dass wir das Spiel in Aue jetzt ganz schnell zu den Akten legen sollten. Der Trainer musste gehen, die Mannschaft hat auf die Fresse bekommen, aber jetzt geht der Blick nach vorne.“
Gute Ansätze hat der bisherige "Co" schon unmittelbar nach dem Schlusspfiff in Aue gesehen. „Die Mannschaft ist unfassbar selbstkritisch mit sich umgegangen. Es gab auch ein reinigendes Gewitter mit verbalen Entgleisungen. Aber es war im Großen und Ganzen eine konstruktive Kritik. Die klare Aussprache war davon getragen, jetzt sofort etwas zu ändern.“
Und so geht Neitzel am Montagabend im Mannschaftshotel in Hannover an die Aufgabe heran, seinen Spielern endlich wieder Spaß zu vermitteln, anstatt nur mit gesenktem Haupt durch die Gegend zu laufen. Neitzel: „Jeder Angreifer sollte sich endlich mal wieder darauf freuen, alleine auf einen Torhüter zuzulaufen, anstatt Panik davor zu bekommen.“ Und der Coach ist sicher: „Trotz des leblosen Auftritts in Aue – das Feuer brennt noch!“
Das Freiburger Modell
Keinen Zweifel ließ er daran, dass er die Mannschaft für das Spiel in Havelse ändert. „Aber das erfahren von mir zuerst die Spieler." Als langjähriger Freiburger Co-Trainer ist er mit dem Freiburger Modell infiziert, setzt die elementaren Dinge wie Kampf, Einsatz und Leidenschaft voraus - setzt aber auf eine Balance zum spielerischen Potenzial. Neitzel: „Ich bin kein Verfechter eines Spielsystems, das entsteht doch aus einer bestimmten Spielsituation. Man kann zwar auf die Tafel schreiben, wer welche Position einnimmt, aber das sieht auf dem Platz schon ganz anders aus. Allerdings werden auch in Havelse fünf offensive Akteure auf dem Platz stehen."
Bei der Reise am Nachmittag gen Niedersachsen wurde der neue Coach mit alten Sorgen konfrontiert: Neben dem langzeitverletzten Patrick Fabian fehlen auch die Torhüter Andreas Luthe und Michael Esser, sowie Sören Bertram, Marcel Maltritz und Mirkan Aydin. Als zweiter Torhüter hinter Philipp Heerwagen reist Daniel Heuer Fernandes mit. Erstmals wieder in den Profi-Kader rückt U23-Stürmer Daniel Engelbrecht (acht Treffer in der Regionalliga).